Restauration & Vormärz (1815-1848)
Chronik der wichtigsten Ereignisse
1814/1815: Wiener Kongress08.06.1815: Gründung des Deutschen Bundes
26.09.1815: Gründung der Heiligen Allianz
18.10.1817: Wartburgfest
23.03.1819: August von Kotzebue wird ermordet
20.09.1819: Karlsbader Beschlüsse
27.07.1830: Julirevolution in Frankreich
27.05.1832: Hambacher Fest
03.04.1833: Frankfurter Wachensturm
01.01.1834: Gründung des Deutschen Zollvereins
12.12.1837: Entlassung der Göttinger Sieben
03.06.1844: Schlesischer Weberaufstand
Einführungstext zur Restauration und Vormärz
Die Begriffe Restauration und Vormärz kennzeichnen die Periode von 1814/15 bis zur Märzrevolution 1848. Dabei
umfasst die Restauration die Zeitspanne vom Wiener Kongress 1814/15 bis 1830, der Vormärz 1830 bis 1845. Diese
Epoche ist gleichermaßen geprägt von den Ideen der französischen Revolution und den Nachwirkungen der
napoleonischen Herrschaft. Deutschland war seinerzeit kein einheitlicher Nationalstaat, sondern eine Ansammlung
vieler kleiner und mittlerer Staaten, die durch Zollschranken voneinander getrennt waren und eine eigenständige
Politik betrieben. Zusammen bildeten sie das Heilige Römische Reich deutscher Nation. Wegen der fehlenden Einheit
war es für Napoleon unproblematisch, Gebiete zu besetzen. Nach seiner Herrschaft war nichts mehr wie vorher,
die Grenzen hatten sich stark verschoben.
Beginn der Restaurationszeit
Nach dem Sieg über Napoleon bei Waterloo 1815 wollten die europäischen Fürsten möglichst den alten Zustand
wieder herstellen, um Frieden und Einheit dauerhaft zu sichern. Eine weitere Gewaltherrschaft sollte
verhindert werden. Im Wiener Kongress 1814/15 wurde deshalb von europäischen Fürsten unter der Vorherrschaft
des österreichischen Staatskanzlers Fürst Clemens von Metternich versucht, weitgehend die alte Ordnung vor
der Napoleonischen Herrschaft wieder herzustellen und die alten Grenzen wieder einzurichten (Restauration = Wiederherstellen).
In Deutschland wurde 1815 der Deutsche Bund gegründet, der die vielen Kleinstaaten zu einem losen Bund zusammenfasste, der
für mehr nationale Einheit und ein ausgewogenes Kräftegleichgewicht sorgen sollte.
Durch die Napoleonische Herrschaft wurde die Zahl der deutschen Kleinstaaten sehr reduziert von ursprünglich
300 auf nur wenige Dutzend. Preußen war durch die Zuordnung des Rheinlands und Westfalen mächtiger geworden
und stand mehr und mehr in Konkurrenz zu Österreich. Die Ideen der französischen Revolution waren nicht
spurlos vorübergegangen und lebten in den Köpfen vieler Menschen weiter, die sich nach umfassenden Reformen
im Sinne von Gleichheit, Freiheit und Brüderlichkeit sehnten. Liberale Kräfte wollten ein Mitspracherecht
bei der Politik mit Wahlrecht für die Reichen, die demokratische Bewegung forderte radikaler Gleichheit und
ein Wahlrecht für alle Bürger. Die Kluft zwischen den beiden Strömungen vergrößerte sich zusehends.
Gleichzeitig wollten die konservativen Kräfte um Fürst Metternich die alte, restaurierte Ordnung bewahren und
griffen mit den Karlsbader Beschlüssen 1819 zu drastischen Maßnahmen zur Erhaltung dieser Ordnung. Politische
Parteien wurden zensiert und verboten. Viele Bürger zogen sich daraufhin frustriert ins Private zurück, andere
organisierten sich versteckt in unauffällig wirkenden kulturellen Vereinen und konnten 1848 auf diese Weise
schnell politische Gruppen bilden.
Sturz der Monarchie in Frankreich
1830 kam es zu einer erneuten französischen Revolution, als König Karl X. die Pressefreiheit abschaffte. Er
wurde daraufhin vertrieben und durch den Bürgerkönig Louis Philippe abgelöst. Bei den Kundgebungen in
Deutschland auf der Wartburg 1817 und dem Hambacher Fest 1832 protestierten die Massen gegen die Politik der
Restauration und forderten nachdrücklich nationale Einigung, Freiheit und Souveränität. Die Epoche des Vormärz
("Vormärz" im Sinne von "vor der Märzrevolution 1848") lässt sich etwa ab 1830 verorten, wurde als Begriff jedoch erst nachträglich
eingeführt. 1834 wurde durch die Einrichtung des Deutschen Zollvereins erstmals in den deutschen Staaten ein einheitlicher Zollraum geschaffen,
der den Zusammenhalt der deutschen Einzelstaaten stärkte und die Wirtschaft förderte. 1837 wuchsen die
deutschen Staaten mit der neu eingerichteten Eisenbahnlinie zwischen Nürnberg und Fürth weiter zusammen.
1847 kam es zu politischen Neuerungen, der "Bund der Kommunisten" wurde gegründet. Auch wenn Demokraten,
Liberale und Kommunisten ideologische Unterschiede hatten, so verband sie doch das gemeinsame Ziel, für
Presse-/Meinungsfreiheit und soziale Gerechtigkeit zu kämpfen.
Märzrevolution (1848) in Deutschland
Kurz vor der Märzrevolution 1848 erschien das von Karl Marx und Friedrich Engels verfasste "Kommunistische
Manifest". Die schwelenden Unruhen gipfelten schließlich in der Märzrevolution 1848, die daraus resultierte,
dass die Wünsche der Bürger nach Mitbestimmung bei der politischen Macht lange Zeit missachtet wurden, den
europäischen Ländern eine nationale Selbstbestimmung fehlte und durch Strukturprobleme der beginnenden
Industrialisierung. Auch Missernten 1845 und 1846 trugen zur Eskalation bei.
Bei den Auseinandersetzungen der Märzrevolution waren zahlreiche Todesopfer zu beklagen, größtenteils
aus den einfachen Ständen. In der Frankfurter Nationalversammlung im Mai 1848 in der Paulskirche wurde
schließlich erreicht, dass ein Großteil der Abgeordneten aus Beamten, Lehrern und Richtern bestand und
nicht nur aus Adeligen, auch freie Berufe waren vertreten, allerdings nicht die Arbeiterschaft. Die
Frankfurter Nationalversammlung wollte eine gesamtdeutsche Verfassung entwerfen und einen gesamtdeutschen,
einheitlichen Nationalstaat schaffen mit einem Erbkaiser an der Regierung. Dieser Staat sollte einen
Grundrechtekatalog erhalten und von einem Erbkaiser geführt werden. Die Umsetzung scheiterte aber an der
Weigerung des preußischen Königs Friedrich Wilhem IV., der die ihm übertragene Kaiserwürde nicht annehmen
wollte. Große Teile dieser Verfassung wurden später Vorbild für die Weimarer Reichsverfassung (1919) und
das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland (1949).