Deutsch-Französischer Krieg
Der Deutsch-Französische Krieg 1871 gilt als letzter Deutscher Einigungskrieg. Nach dem vorangegangenen
Deutsch-Dänischen Krieg 1864 und dem Deutschen Krieg 1866 führte er schließlich zur Entstehung des kleindeutschen
Nationalstaates unter der Führung von Preußen.
Der Weg in den Deutsch-Französischen Krieg
Nachdem es zwischen Frankreich und Preußen zu einem Streit über die spanische Thronkandidatur eines
Hohenzollernprinzen gekommen war, veröffentlichte der preußische Ministerpräsident Otto von Bismarck die Emser
Depesche, in der Kaiser Wilhelm I. die französischen Forderungen, dem Prinzen die Annahme der spanischen Königswürde
für alle Zukunft zu untersagen, abgelehnt hatte. Daraufhin erklärte der französische Kaiser Napoleon III., der auf
außenpolitische Erfolge angewiesen war, um seinen Thron zu stützen, Preußen am 19. Juli 1870 den Krieg. Um das
sogenannte Schutz- und Trutzbündnis mit dem Norddeutschen Bund unter Führung Preußens zu erfüllen, traten auch die
süddeutschen Staaten Bayern, Württemberg, Baden und Hessen-Darmstadt in den Krieg ein. Frankreich stand jedoch
isoliert dar, da es die übrigen europäischen Staaten als Aggressor betrachteten und infolgedessen neutral blieben.
Expansive Außenpolitik als Hilfsmittel zur Reichseinigung
Aufgrund der schieren Übermacht ihres Gegners wurde die französische Armee innerhalb von nur wenigen
Wochen in Metz eingeschlossen und geschlagen. Auch Napoleon III. konnte nach der Katastrophe von Sedan
am 2. September 1870 gefangengenommen werden. Hiermit endete zeitgleich das zweite Kaiserreich und
Frankreich wurde zur Republik. Bayern, Württemberg, Baden und Hessen Darmstadt traten am 1. Januar offiziell
dem Norddeutschen Bund bei, der sich in der Folge Deutsches Reich nannte. Wilhelm I. wurde Deutscher Kaiser
und Otto von Bismarck erhielt den Titel des Reichskanzlers.
Deutschland forderte, entgegen dem Willen seiner größtenteils zweisprachigen Bewohner, die Abtretung des
Elsass, woraufhin sich die neue Republik Frankreich zur Fortsetzung des Krieges entschloss. Nachdem Ministerpräsident
Gambetta zum Partisanenkampf aufgerufen hatte, kam es bald darauf zur Belagerung von Paris. Bereits im März 1871
zogen die deutschen Truppen in die französische Hauptstadt ein.
Folgen des Deutsch-Französischen Krieges
Nach dem Vorfrieden von Versailles endete der Deutsch-Französische Krieg mit dem Frieden von Frankfurt
offiziell am 10. Mai 1871. Entgegen Bismarcks Widerstand wurde Frankreich zur Abtretung des Elsass und
Teilen von Lothringen verpflichtet. Darüber hinaus wurden Reparationsforderungen von 5 Millionen Francs
an Frankreich geltend gemacht. Bis zur Bezahlung der festgesetzten Kriegsschuld, blieben Teile von
Frankreich besetzt. Mit den gezahlten Reparationen wurden im gesamten Deutschen Reich Infrastrukturmaßnahmen
finanziert und somit in Deutschland die Gründerzeit ausgelöst.
Durch den Deutsch-Französischen Krieg wurde das Verhältnis zwischen Deutschland und Frankreich bis weit ins
20. Jahrhundert hinein belastet und der Begriff der Erbfeindschaft geprägt. Auch wenn ein stabiler
politischer Ausgleich zwischen Deutschland und Frankreich nicht erreicht wurde, folgte doch nach 1871 eine
der längsten Friedensphasen in Westeuropa.