Überfall auf Polen (Polenfeldzug)
Der Überfall auf Polen (Polenfeldzug) im Frühherbst 1939 durch deutsche und sowjetische Truppen gilt als der
Beginn des Zweiten Weltkriegs.
Vorausgegangen waren die oft als "Blumenkriege" bezeichneten, mit Einsatz von militärischer Präsenz
verbundenen Erweiterungen des deutschen Reichsgebiets. Im März 1938 waren deutsche Truppen in Österreich
einmarschiert ("Anschluss"), im Oktober 1939 folgte als Ergebnis des Münchner Abkommens die Einverleibung
des westlichen Grenzgebiets der Tschechoslowakei (Sudentenland) und im März 1939 die Zerschlagung der
Rest-Tschechei mit der anschließenden Errichtung des deutschen Protektorats Böhmen und Mähren.
Der Hitler-Stalin-Pakt
Hatten die kriegsunwilligen Westmächte Frankreich und Großbritannien den "Anschluss" von Österreich und dem
Sudetengebiet noch akzeptiert, so waren sie seit dem deutschen Einmarsch in die Tschechei nicht mehr bereit,
weitere Aggressionen hinzunehmen. Hitler setzte aber trotz britischer und französischer Warnungen im
Rahmen der Umsetzung seiner Vorstellung von einem germanischen Imperium unter deutscher Führung
("Lebensraum im Osten") den eingeschlagenen Expansionskurs fort. Er einigte sich mit dem sowjetischen
Diktator Stalin in einem Geheimabkommen zu dem am 24. 8. 1939 abgeschlossenen Nichtangriffspakt
(Hitler-Stalin-Pakt) auf den Plan, Polen anzugreifen und gemeinsam zu zerschlagen. Stalin sicherte
ferner zu, Deutschland, das mit dem Kriegseintritt England und einer See-Blockade rechnen musste,
mit für die Kriegsführung erforderlichen Gütern zu versorgen. Im Gegenzug versprach Hitler der
Sowjetunion die Gebiete des Baltikums und Ostpolen.
Angriff auf Polen am 01.09.1939
Die deutsch-polnischen Differenzen wegen der nach 1918 von Deutschland abgetretenen Ostgebiete wurden
von Hitler genutzt, um im August 1939 die Spannungen mit Polen massiv zu verschärfen. Ein am 30.08.
von der SS inszenierter polnischer Angriff auf den Reichssender Gleiwitz in Oberschlesien diente als Vorwand,
am Morgen des 01.09.1939 die Kampfhandlungen zu beginnen.
Die offiziell ersten Schüsse des Krieges gab das deutsche Linienschiff "Schleswig-Holstein" auf den kleinen
polnischen Marinestützpunkt Westerplatte im Hafen der unter Völkerbundsmandat stehenden Stadt Danzig ab. Die
deutschen Truppen waren den polnischen Streitkräften zahlenmäßig und vor allem technisch überlegen. Während
die deutschen Truppen über etwa 2500 moderne, in geschlossenen Verbänden eingesetzten Panzern verfügte, waren
die knapp 1200 leichten polnischen Panzer durchweg veraltet und fast durchweg als Begleitpanzer den
Infanterieverbänden zugeteilt. Die 750 polnischen Flugzeuge, meist älterer Bauart waren, den 1200 modernen
deutschen Kampfmaschinen weit unterlegen.
Die strategisch unklug an der gesamten Westgrenze Polen in einer dünnen Verteidigungslinie aufgestellten
polnischen Einheiten wurden von den in zwei großen deutschen Angriffskeilen vorstoßenden motorisierten
Spitzen der Angreifer umgangen, in Einzelgefechten geschlagen und zum Rückzug gezwungen. Der polnische
Oberkommandierende Marschall Rydz-Smigly hoffte vergebens auf Entsatz aus Frankreich, das wie Großbritannien
dem Deutschen Reich als Reaktion auf den Überfall am 3. 9. den Krieg erklärt hatte.
Sowjetische Besetzung Ostpolens
In mehreren großen Kesselschlachten wurde die polnische Armee zerrieben. Am 17. 9. marschierte zudem
die Rote Armee in Ostpolen ein und brach den Widerstand der schwachen, sich hier zäh verteidigenden
Kräfte. Die von den Deutsche belagerte und bombardierte Hauptstadt Warschau kapitulierte am 29.9.. Mit
der Kapitulation letzter Truppenteile bei Kock am 6.10. endete der Feldzug. Exilpolnische Einheiten
führten den Kampf aber später an anderen Fronten des Zweiten Weltkriegs weiter.
Polen wurde zwischen Deutschland und der UdSSR aufgeteilt. Im Polenfeldzug fielen etwa 70.000 polnische
und 11.000 deutsche Soldaten sowie knapp 1000 Rotarmisten.