Aufstand des 17. Juni
Vordergründige Ursache für den Arbeiteraufstand in der DDR war die Erhöhung der zu erfüllenden Produktionsnormen.
Es dauerte jedoch nicht lange, bis auch Forderungen nach freien Wahlen laut wurden. Bald sahen die DDR-Führer der
Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED), allen voran Staats- und Parteichef Walter Ulbricht und
Ministerpräsident Otto Grotewohl, ihre Autorität in Frage gestellt. Daran konnte auch die baldige Zurücknahme der
neu beschlossenen Arbeitsnormen nichts mehr ändern. Eine Ausweitung des Ost-Berliner Aufstands musste aus
kommunistischer Sicht unbedingt verhindert werden. Trotzdem kam es auch in anderen Städten wie Halle, Leipzig und
Magdeburg zu Kundgebungen und Arbeiteraufständen.
Militärische Intervention der Sowjetunion
Die DDR war längst zu einem Satellitenstaat der Sowjetunion geworden. Die Beziehungen zwischen den einstigen
Verbündeten USA und UDSSR waren stark belastet und man befand sich im Kalten Krieg. 1953 war das Jahr, in dem
Stalin verstarb und die neue Führung unter Georgij Maximilianowitsch Malenkow noch mit der Festigung ihrer
Macht beschäftigt war. Eine Ausweitung des Ost-Berliner Aufstands musste aus kommunistischer Sicht unbedingt
verhindert werden. Trotzdem kam es auch in anderen Städten wie Halle, Leipzig und Magdeburg zu Arbeiteraufständen.
Nachdem sich herausstellte, dass die Polizeikräfte der DDR nicht in der Lage waren, den Aufstand einzudämmen,
griffen Militäreinheiten der Sowjetunion in den Konflikt ein. Sie besetzten an der Grenze zu Westberlin und in
anderen DDR-Bezirken strategisch wichtige Stellungen. Verbindungsmänner wie Walter Semjonow, der sowjetische
Hochkommissar und Andrej Antonowitsch Gretschko, der später sowjetischer Verteidigungsminister werden sollte,
informierten das Politbüro in Moskau in kurzen Abständen über den Fortgang der Ereignisse.
Ausnahmezustand in Ostberlin
Am 17. Juni 1953 wurde um 13:00 der Ausnahmezustand über Berlin verhängt. Für die kommende Nacht galt im
gesamten Staatsgebiet der DDR eine Ausgangssperre. Um 14:00 verlas Otto Grotewohl im Rundfunk eine
Erklärung, in der er die Rücknahme der neuen Arbeitsnormen bestätigte und westliche Provokateure für
den Aufstand verantwortlich machte. Westliche Stellen wiesen diesen Vorwurf zurück. Tatsächlich
appellierte der bundesdeutsche Kanzler Konrad Adenauer in einer Regierungserklärung an die Bewohner der
DDR, sich nicht zu unbedachten Handlungen hinreißen zu lassen. Gegen 18:00 Uhr versammelten sich in
Westberlin unweit der sowjetischen Sektorengrenze rund 35.000 Menschen zu einer von der SPD veranstalteten
Solidaritätskundgebung. Berlins Regierender Bürgermeister Ernst Reuter befand sich an diesem Tag in Wien.
Vertreter der Westalliierten hatten im Vorfeld vergeblich für eine Verlegung des Kundgebungsortes plädiert
und im Falle von Ausschreitungen mit Konsequenzen gedroht. Die Kundgebung selbst verlief jedoch ohne die
befürchteten Zwischenfälle.
Das Ende des Aufstandes
Gegen Abend des 17. Juni 1953 galt der Aufstand als niedergeschlagen. Wie viele Menschen sich an dem
Aufstand beteiligten, ist auch heute noch ungewiss. Die Angaben schwanken zwischen 500.000 und 1,5 Millionen.
Auch über die Zahl der Todesopfer herrscht noch immer Unklarheit. Deren Höhe liegt zwischen 50 und 125.
Der 17. Juni war bis 1990 in der Bundesrepublik Deutschland ein gesetzlicher Feiertag und wurde als Tag der
Deutschen Einheit begangen. Seit der Wiedervereinigung Deutschlands gilt der 3. Oktober als Nationalfeiertag.